Alpencross 2002: Von Geiging (Gmd. Rohrdorf) nach Bozen

13.07.2002 - 19.07.2002



1.Tag:
100km 1685Hm
Dieses Jahr sollte es also von Geiging (Toni's Heimat) nach Bozen gehen. Gut vorbereitet traf sich unser Team pünktlich um 7.00 Uhr vor Toni's Haus. Toni's Monika machte schnell noch das "Vorher"-Foto, bevor Toni seinen Rucksack in den für uns äußerst peinlichen blauen Müllsack steckte und dann auch noch auf dem Gepäckträger festschnallte. Das Wetter war nicht traumhaft schön, aber auch nicht schlecht. Bedeckt und warm. Dann ging's also los und schon nach 10km hielten wir beim Bäcker in Frasdorf an, weil die Jungs schon wieder hungrig waren. Als dann endlich alles satt war, fuhren wir auf dem sehr schönen und gut ausgeschilderten Achental-Radweg in Richtung Kössen weiter. Der Schmugglerweg kurz vor Kössen war für uns zwar nicht ganz zu leicht zu finden, aber trotzdem ein sehr lohnenswertes Wegstück, auf dem sich Markus und Stephan erstmals auf die Nase legten, weil der Untergrund doch recht rutschig war. Um 11.30 Uhr wurde in Kössen eingekehrt und wenig später waren wir dann schon in Fieberbrunn. Nach dem Kaffeetrinken im Gasthof "Eiserne Hand" kurz hinter Fieberbrunn fuhren wir am Spielbergbach entlang hinauf zum Spielberghaus. Ein kurzer Blick zurück und dann ging's ab ins Tal zu unserer ersten Übernachtung in Saalbach-Hinterglemm, wo in der Nacht zuvor ein Mure abgegangen war und der Schlamm aus den Häusern geräumt wurde.
2.Tag:
46km 1610Hm
Nach einem sehr ordentlichen Frühstück in unserer Pension starteten wir an diesem Morgen in Richtung Lengau. An der Labeckalm vorbei fuhren wir durch den wunderschönen Vogelalmgraben in Richtung Murnauer Scharte. Eigentlich darf man nach den Bauernhöfen gar nicht mehr mit dem Radl fahren, aber umkehren wollten wir ja auch nicht. Und so ließen wir uns von dem sehr unfreundlichen Almbauern halt anmeckern. Bis auf 1750m konnte man gut fahren und ab dort hieß es schieben, weil es sehr steil wurde. Die nächste Herausforderung war dann das Finden des Wanderweges hinauf zur Murnauer Scharte, der total verwachsen war. Der Stephan ließ sein Radl bei uns stehen und fand wenig später den Pfad mitten im Gestrüpp. Auch das Wetter war inzwischen recht ungemütlich. Es wurde immer nebliger und dann standen auch noch Pferde mitten auf dem ohnehin sehr schmalen, rutschigen und gerölligen Pfad, die natürlich nicht aus dem Weg gingen. Im Gegenteil, als ich mich dann endlich an dem riesigen Apfelschimmel vorbeigekämpft hatte, lief der mir auch noch wie ein Hund hinterher. Als wir die Murnauer Scharte (1959m) überquert hatten, schoben wir unsere Räder hinunter zur Bürglhütte (1699m). Von da an konnte man wieder richtig gut fahren und so gelangten wir nach kurzer Zeit nach Stuhlfelden, wo wir um 14.00 Uhr erstmal Mittag machten. Danach ging's gleich weiter über Uttendorf zum Enzinger Boden, wo wir übernachteten.
3.Tag:
31km 1250Hm
Als wir an diesem Tag um 9.00 Uhr am Enzinger Boden starteten, wußten wir noch nicht, welch riesige Anstrengung uns erwarten würde. Einsam zog sich die schmale Teerstraße bis zum Taubermoossee hinauf und oben wurde man mit einem Traumblick über das Seepanorama reichlich für die erste Anstrengung belohnt. Wir überquerten den See auf der Staumauer, wo wir tierische Begleitung bekamen. Frohen Mutes fuhren wir weiter, bis uns beim Anblick des zu bewältigenden Klettersteiges fast die Kinnlade runterfiel. So hatten wir uns den Aufstieg zur Rudolfshütte wirklich nicht vorgestellt. Und während wir die Anja von der Rudolfshütte ein ums andere Mal verfluchten (sie hatte uns zu diesem Weg geraten), schoben und lupften und trugen wir die Räder Stück für Stück hinauf. Irgendwann, nach unendlich langer Zeit (Stunden !!!) erreichten wir endlich die sehr idyllisch gelegene Rudolfshütte. Nach einer nicht allzu langen Rast machten wir uns auf den Weg, den Kalser Tauernpass zu erklimmen. Nachdem wir unter anderem auch ein sehr rutschiges Schneefeld durchquert hatten, wobei mir vor lauter Aufregung fast mein Herz in Hose gerutscht wäre, kamen wir wohlbehalten oben an. Das Gipfelfoto war natürlich Pflicht. Eigentlich hatten wir gedacht, daß wir nicht weit absteigen müßten und bald wieder fahren könnten. Aber daraus wurde dann natürlich nichts. Vor uns lag ein sehr schönes, aber unendlich lang erscheinendes Tal, für dessen Durchquerung wir wieder mehrere Stunden brauchten. Weiter unten wurde es endlich grüner und bald konnte man auch wieder fahren. Die Abfahrt nach Kals in unser nächstes Quartier dauerte nur einen Bruchteil der an diesem Tag verstrichenen Zeit.
4.Tag:
82km 2080Hm
Nach einem sehr ordentlichen Frühstück machten wir uns pünktlich um 9.00 Uhr auf die Socken zu unserer 4.Etappe. Leider war das Wetter recht regnerisch, aber auf der ewig langen Abfahrt hinunter nach Huben und weiter nach Tratte hatte man sowieso keine Zeit zum Schauen. So beschlossen wir dann auch aus Zeitgründen und wegen des schlechten Wetters, die Hochsteinhütte auszulassen und direkt nach Lienz zu fahren. Nachdem wir unsere Müsliriegel-Vorräte im Aldi aufgefüllt hatten, zogen wir unsere gesamten Regenklamotten an, denn inzwischen goß es wie aus Eimern. Das ganze Pustertal erlebten wir leider nur im Regen. Erst kurz vor Panzendorf hörte es auf und wir kehrten im Forellenhof ein. Nach der guten Stärkung ging's ziemlich heftig bergauf zur Leckfeldalm, von wo aus man schon fast das Tagesziel - die Silianer Hütte - sehen konnte. Das letzte Stück zehrte nochmal sehr ordentlich an meinen Kräften, weil man nur noch schieben konnte und ich fette Blasen an den Füßen hatte. Bei Mark fing leider das Knie an zu schmerzen, so daß er zum Teil fahrbare Passagen laufen und schieben mußte. Als wir dann doch endlich oben waren, war die Laune trotz Blasen und Knieschmerzen bestens und wir genossen die tolle Aussicht.
5.Tag:
56km 1070Hm
An diesem Morgen machten wir uns um 9.00 Uhr auf in Richtung Innichen. Auf uns wartete eine ewig lange Abfahrt, auf der dem Stephan das Ventil am Hinterrad abriss. Das sollte glücklicherweise unsere einzige Panne auf der gesamten Tour bleiben. In Innichen suchten wir trotzdem noch einen Radlladen auf, denn eine Speiche fehlte an Stephan's Rad auch noch, was nicht sonderlich störte, aber doch lieber in Ordnung gebracht werden sollte. Der Radlladen konnte nicht weiterhelfen und so fuhren wir weiter nach Toblach, wo wir im Hinterhof eines Hauses einen Radlbastler fanden, der Stephan's Radl helfen konnte. Mark's Knie konnte leider keiner helfen und so beschlossen wir schweren Herzens, daß er mit dem Zug die Heimreise antritt. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, setzten wir unsere Fahrt in Richtung Schloß Hubertus auf einer furchtbaren Landstraße fort. Nach etlichen Kilometern erreichten wir dann endlich den Abzweig zur Forststraße, die hinauf zur Senneshütte führt. Es folgte ein satter Anstieg durch eine sehr schöne Gegend und so war auch das letzte Stück bald geschafft. Natürlich kam kurz vor Schluß nochmal ein fetter Schauer vom Himmel, so daß wir leicht durchnäßt beim Rifugio Fodara - unserer Übernachtungsstätte - ankamen. Die Hütte hatte einen perfekten Heizungskeller, wo wir unsere Sachen trocknen konnten. Danach aßen wir die Speisekarte rauf und runter und fielen todmüde ins Bett.
6.Tag:
30km 1320Hm
Auf diesen Tag hatte ich mich am meisten gefreut, da heute das Fanestal auf dem Programm stand, wovon ich schon richtig viele gute Sachen gehört hatte. Zuerst kam die Abfahrt zur Pederühütte, die so steil war, daß wir zwischendrin kurz stehenblieben, um die Felgen abkühlen zu lassen. Schade nur, daß man die Hütte mit dem Auto von der anderen Seite erreichen kann. Dadurch waren in dieser Gegend viele Leute unterwegs. Danach kam die Auffahrt zur Faneshütte und zum Limojoch. Trotz der relativ vielen Wanderer ein super Stück, das ich sehr genoß. Und so war es auch ein großer Moment als wir nach Einkehr in der Faneshütte das Limojoch erreichten. Weiter ging's durch's Fanestal, das wirklich so schön ist wie es immer beschrieben wird. Die Eindrücke waren wohl so stark, daß mich die Wegnummer 11 noch in meinen Träumen begleitete. Am Ende des Tales konnte man bereits in der Ferne das Marmolada-Massiv sehen. Über eine kurze aber recht steile und geröllige Tragestrecke ging's hinab nach St. Kassian, wo es ein bißchen anfing zu tröpfeln. Das störte uns aber wenig und so fuhren wir nach kurzer Rast weiter auf einem sehr schönen Forstweg durch eine tolle Landschaft zum Rifugio Pralongia. Auf der Sonnenterasse genossen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit Apfelstrudel und Spezi.
7.Tag:
85km 1900Hm
An diesem Morgen war klar, daß sich unser Team noch einmal auftrennen würde, weil Gerd wegen einer Familienfeier vorzeitig nach Hause mußte und Toni sich aufgrund von Magenproblemen entschloß, ihn zu begleiten. Gemeinsam genossen wir nochmal den schönen Blick auf die Marmolada. Stephan, Markus und ich wollten die Zeit nutzen und unbedingt über den Bindelweg in Richtung Bozen fahren. Leider wußten wir nicht, daß der Weg zur Porta Vescovo kaum zu finden ist. Nachdem wir zwischendrin auch noch unsere Kompass-Karte verloren hatten, schenkte uns ein Wanderer seine Karte, die uns einen Weg wies, der in 2100 Metern Höhe auf einer Heustadlwiese endete. Wir waren also 700 Höhenmeter umsonst hochgestiegen !!! Wir erkundeten zwar die Gegend, ob es vielleicht doch einen weiterführenden Weg gab, entschlossen uns dann aber doch, wieder umzukehren und auf der Straße über den Passo Pordoi und das Sellajoch nach Bozen zu gelangen. Trotz relativ viel Verkehr war das Sellajoch ein Highlight mit schönen Blicken zurück. Zum Schluß donnerten wir 30 km lang hinab durch's Grödnertal bis nach Waidbruck, von wo aus uns am nächsten Morgen ein Bummelzug nach Bozen brachte.